Am 26. September 2013 fand in Frankfurt am Main das 2. Symposium zur sektorenübergreifenden Versorgung statt. Im Mittelpunkt stand diesmal die Problematik der Arzneimittelversorgung in Alten- und Pflegeheimen. Es waren zahlreiche Experten aus den unterschiedlichsten Bereichen des Gesundheitssystems geladen, die sich dem Themenkomplex aus ihren jeweiligen Blickwinkeln intensiv widmeten. Der Verein für Management und Vertragsgestaltung war Mitveranstalter dieser wissenschaftlichen Tagung, die vom Zentrum für Gesundheitswirtschaft und -recht an der Fachhochschule Frankfurt am Main ausgerichtet wurde.
Als Dozenten referierten Patientenvertreter Werner Schell, Dr. Klaus Peterseim (1. Vorsitzender des Bundesverbands klinik- und heimversorgender Apotheker), Dr. Barbara Fischer (angestellte Ärztin in Pro Seniore Krankenheim, Berlin), Prof. Dr. Johannes Güsgen (Maria Hilf Kranken- und Pflegegesellschaft mbH), Christiane Kohlenbach-Pajonk (AWO), Prof. Dr. Hilko Meyer (ZGWR), Daniel Flemming (Informatik im Gesundheitswesen, Osnabrück) und Stefanie Kortekamp (ZGWR).
Aus juristischer Sicht hat der Versicherte laut geltendem SGB V einen Anspruch auf ein Versorgungsmanagement insbesondere zur Lösung von Problemen beim Übergang in die verschiedenen Versorgungsbereiche, wobei der „Verpflichtete“ dieses Anspruchs vom Gesetz nicht genau bestimmt wird. Als grundsätzlich verantwortlich für das Medikationsmanagement wurde zum einen die Apothekerschaft genannt, zu deren gesetzlichen Aufgaben seit 2012 ausdrücklich auch das Medikationsmanagement gehört. Aber auch die Steuerung durch das Heim als zentraler Ansprechpartner oder durch im Heim angestellte Ärzte mit 24h-(Ruf-)Dienstbereitschaft sind denkbare Alternativen. Beide Varianten wurden als – durchaus erfolgreiche Modelle – vorgestellt.
Zentraler Inhalt des Symposiums waren die Komplikationen bei der Kommunikation zwischen den beteiligten Berufsgruppen, die es letztlich zu optimieren gilt. Als eine Fehlerquelle wurden beispielsweise die Einweisung und die Entlassung aus dem Krankenhaus ausgemacht. Hier sind häufig bei Fragen oder Bedenken die Kommunikation mit dem entlassenden Arzt oder dem aufnehmenden Arzt seitens des Heimes oder der Apotheke schwierig und es entsteht Ratlosigkeit. Eine Ratlosigkeit die zum Nachteil des Patienten ist, kann daher doch im Zeitraum bis zu deren Klärung schließlich eine adäquate Versorgung nicht stattfinden.
Die „Schnittstellen“ gilt es hierbei zu „Verbindungsstellen“ umzustrukturieren. Je nach beteiligtem Versorgungsverbund existieren mehr oder weniger fehleranfällige Praktiken. Kommunikation via Fax, Telefon, E-Mail sind momentan etabliert. Wünschenswert wären Ansätze wie die elektronische Gesundheitskarte (eGK). Hierbei konnten - wahrscheinlich wegen konfligierender Interessen - allerdings in den letzten Jahren kaum Fortschritte festgestellt werden.
Technisch besteht hierbei das Problem einer einheitlichen „Sprache“, denn Ärzte-, Apotheker-, Pflege-Softwareanbieter und alle weiteren Beteiligten müssten sich zunächst auf einen gemeinsamen Standard unter Beachtung der Datenschutzrichtlinien einigen.
Bei allen Problempunkten bestand allerdings Einigkeit darüber, dass die Versorgung von Heimbewohnern mit Medikamenten durch alle Beteiligten bei maximalem persönlichem Einsatz erfolge und an sich gut funktioniere.
Der Patient im Heim neigt nicht zu „Apotheken-Hopping“. Daher ist diese Gruppe mit verhältnismäßig vielen Medikamenten prädestiniert für den Ansatz der Optimierung der Schnittstellen Patient – Arzt – Pflegekraft – Apotheke. Akut- und Dauermedikation durch den Hausarzt, zusätzliche Facharztverordnungen, freiverkäufliche Arzneimittel und im Idealfall Informationen zu den Lebensumständen (Leber-/Niereninsuffizienz, Sondenapplikation, Allergien,…) können hier bei gut funktionierender Kommunikation optimal interpretiert und verarbeitet werden.
Ein „Upscale“ auf den „normalen“ Patienten soll sich anschließen. Zunächst soll daher ein Projekt zur Entwicklung eines Modellprozesses für das Medikationsmanagements in Pflegeeinrichtungen entwickelt werden. Nach Analyse der Schnittstellenprobleme bei der Kommunikation zwischen Arzt, Apotheke und Heim wird anschließend deren Zusammenarbeit optimiert und die Ergebnisse evaluiert. Ansprechpartner für Interessenten an einer Beteiligung an dem Forschungsprojekt zur Prozessoptimierung im Medikationsmanagement ist Frau Stefanie Kortekamp, Fachhochschule Frankfurt am Main, kortekamp@fb3.fh-frankfurt.de.
Hier geht es zur Dokumentation der Vorträge des Symposiums: Dokumentation