Probleme und Lösungen der sektorenübergreifenden Gesundheitsversorgung standen im Mittelpunkt der ersten Jahrestagung des Vereins für Management und Vertragsgestaltung in der Gesundheitswirtschaft am 11. Dezember 2013. Ca. 25 Gäste und Mitglieder aus Gesundheitswirtschaft und Wissenschaft waren der Einladung an die Fachhochschule Frankfurt am Main gefolgt und bekamen aus erster Hand einen Einblick in die aktuellen Forschungsaktivitäten von Absolventen und Dozenten des Masterstudiengangs Healthcare Administration and Contracting (MHAC).
In seinem Grußwort gratulierte der Dekan des Fachbereichs Wirtschaft und Recht, Professor Dr. Swen Schneider, den ersten Absolventen zu ihrem erfolgreichen Studienabschluss. Die Fachhochschule Frankfurt am Main habe damit den erfolgreichen Einstieg in die Weiterbildung im Bereich von Recht und Management des Gesundheitswesens vollzogen. Er kündigte an, dass der Fachbereich weitere Schritte zur Unterstützung der Masterstudiengänge ergreifen werde und dankte dem VMVG für seine engagierte Arbeit zur Förderung des MHAC.
Frau Rechtsanwältin Katri Lyck begrüßte als stellvertretende Vorsitzende die Absolventen und Teilnehmer der Veranstaltung. Sie hob die Bedeutung des Studiengangs für die Gesundheitswirtschaft in der Rhein-Main-Region hervor und rief auch die Gäste dazu auf, sich als Mitglied an der Vereinsarbeit zu beteiligen. Der VMVG strebe an, zum Kristallisationspunkt für die Vernetzung im Gesundheitswesen der Region zu werden.
Den Auftakt bei der Vorstellung der Forschungsergebnisse machte Frau Universitätsprofessorin Dr. med. Elke Roeb MHAC. Ihre Masterarbeit im Studiengang Healthcare Administration and Contracting befasste sich mit den rechtlichen und ethischen Aspekten der Lebertransplantation. In ihrem eindrucksvollen Vortrag beschrieb sie zunächst die medizinischen und rechtlichen Rahmenbedingungen der Lebertransplantation. Sie nahm Bezug auf die aktuellen Vorgänge, die zu einem weiteren Rückgang der Spendenbereitschaft geführt haben und erläuterte die Probleme, die sich daraus in der Praxis ergeben. Neben den kriminellen Machenschaften Einzelner gebe es auch objektive Defizite bei den aktuellen Auswahl- und Zuteilungsverfahren, die zum Teil auf die Besonderheiten der deutschen Rechtslage zurückzuführen seien. Dies habe eine Umfrage bei den verantwortlichen Ärzten aller deutschen Leber-Transplantationszentren ergeben, die sie im Rahmen ihrer Masterarbeit durchgeführt habe.
Dr. rer. nat. Jan-Niklas Francke MHAC, niedergelassener Apotheker in Rheinland-Pfalz, befasste sich in seiner Masterarbeit mit der Optimierung der Arzneimitteltherapie an der Schnittstelle zwischen stationärer und ambulanter Versorgung. In seinem Vortrag erläuterte er die Probleme der Entlassmedikation, die insbesondere diejenigen Patienten betreffe, die zum Wochenende aus dem Krankenhaus entlassen würden. Hier sei es regelmäßig schwierig, die nahtlose Anschlussmedikation sicherzustellen, da das erforderliche ärztliche Rezept häufig nicht vorliege. Eine Umfrage bei einem Querschnitt niedergelassener Apotheken habe bestätigt, dass es sich dabei nicht um Einzelfälle handele, sondern um einen systematischen Systembruch an der Grenze zwischen stationärer und ambulanter Gesundheitsversorgung. Er plädierte dafür, die Entlassung medikamentös versorgter Patienten durch ein Fachgespräch zwischen Krankenhausarzt, Hausarzt und Apotheker vorzubereiten.
Den dritten Vortrag hielt die wissenschaftliche Mitarbeiterin Stefanie Kortekamp MA, Programmmanagerin und Dozentin im MHAC. Ihr Werkstattbericht vermittelte einen Einblick in das aktuelle Forschungsprojekt zur Prozessoptimierung des Medikationsmanagements in Alten- und Pflegeeinrichtungen (ProMmt), das sie zusammen mit Professor Dr. Hilko J. Meyer, Leiter des Studiengangs, derzeit durchführt. Im Rahmen ihrer Doktorarbeit an der Universität Witten-Herdecke befasst sie sich mit der Frage, wie die einzelnen Akteure wie Pflegekräfte, Ärzte und Apotheker, die jeweils unterschiedlichen rechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen unterworfen sind, dennoch in patientenzentrierter Weise im Rahmen eines einheitlichen Medikationsprozesses zusammenwirken können. Nur wenn sich die Beteiligten als ein Medikationsteam verstehen, sei dieser komplexe und risikobehaftete Prozess sinnvoll durchzuführen.
Alle drei Beiträge regten die anwesenden Mitglieder und Gäste zu einer lebhaften Diskussion an. Prof. Meyer kündigte an, dass erste Forschungsergebnisse Anfang 2014 veröffentlicht werden sollen.
Den Höhepunkt und zugleich Abschluss der Veranstaltung bildete die feierliche Übergabe der Abschlusszeugnisse durch Prof. Meyer an die anwesenden Absolventinnen und Absolventen. Mit dem Erheben der Gläser auf die frisch gebackenen Master of Healthcare Administration and Contracting (MHAC) klang die Jahrestagung aus.
Download: Präsentation Dr. Jan-Niklas Francke MHAC, "Optimierung der Arzneimitteltherapie an der Schnittstelle zwischen stationärer und ambulanter Versorgung" (nur für registrierte Nutzer)